Mach das Beste draus oder meine Haustürportraits
Verrückte Zeiten sind es gerade. Vor knapp 2 Monaten war alles ‘normal’ – man kannte die erschreckenden Nachrichten zwar von anderen Ländern, aber das war ja irgendwie weit weg. Doch plötzlich betraf uns auch hier in Österreich. Es war so unreal, so unecht. Alles stand still. Kein Leben mehr draussen, kein Arbeiten mehr, die Familie rund um die Uhr zu Hause… und wir mitten drin. Das ich mit meiner Fotografie so wie die meisten Branchen Ausübungsverbot hatte, hat mich mehr als schwer getroffen. Beschäftigung hatte ich abseits der Arbeit genug, aber das Fotografieren ging mir sehr ab.
Um so mehr habe ich mich gefreut, als ich in den sozialen Medien Berichte von FotografInnen entdeckt habe, die Haustür Portraits angeboten haben. Nach kurzer Rücksprache mit meiner lieben Kollegin Anna und unserer Foto-Melange haben wir uns entschlossen die Projekt-Idee zu übernehmen.
Somit bin ich in meinem Grätzel im 21. und 22. Bezirk teilweise sogar mit dem Rad rumgedüst und habe Menschen vor ihrer Haustür bzw. im Garten (wenn gut einsehbar) abgelichtet.
Es sollte eine ganz besondere Erinnerung an eine intensive Zeit sein. Nicht super schick gemacht und herausgeputzt, sondern gerne genauso wie der Alltag gerade war. Mit Home Office, Kinderbetreuung und Co. Oder auch mit dem neusten Frühlings- Accessoire dem Mund-Nasen-Schutz.
Es gab unheimlich viele Anfragen – auch teilweise nicht nur aus unserem Grätzel. Leider konnte ich nicht alle abfahren – aber es waren immerhin 13 Haushalte die ich ‘besucht habe’.
Die Shootings haben jeweils nur 10 Minuten gedauert. Vor der Haustür – ich mit Maske und mit viel Abstand. Es war so wunderbar wieder Menschen zu sehen und zu plaudern – wenn auch auf Distanz. Ganz besonders haben mich die Geschichten interessiert. Wie gehts den Menschen denn da draussen bzw. da drinnen? Wie funktioniert das mit der Kinderbetreuung und dem Home- Office?
Eine Familie hat kurz vor dem Lockdown ihre 2. Tochter geboren. Sie konnten die letzten Wochen als Familie genießen und sich gut einleben. Eine Mama nutzt die Zeit zum garteln. Bei einem jungen Studentenpaar haben sich die Nebenjobs komplett geändert, statt Führungen sortieren sie nun Regale beim Nahversorger. Viele berichteten mir, dass sie täglich in den Park gehen und die gemeinsame Zeit genießen, sich allerdings wieder auf den Alltag freuen. Ein Paar hat begonnen jeden Freitag einen Hawai Abend zu zelebrieren, sich fruchtige Cocktails zu gönnen und in Erinnerungen zu schwelgen.
Es war eine wunderbare Erfahrung für mich und für die Familien eine tolle Abwechslung mit schönen Erinnerungsfotos an diese Zeit. Trotz des bei mir entstandenen Chaos habe ich versucht den Kopf nicht in den Sand zu stecken und das Beste aus der Situation gemacht. Alleine die Momente als ich mich an den PC gesetzt habe um die Bilder zu sichten war nach der Abstinenz-Zeit ein absolutes Hoch!
Danke an alle die mit gemacht haben! Danke für eure unglaublich lieben Worte und eure Wertschätzung. Gerade in dieser Zeit bedeutete mir das so viel!
Jetzt darf ich wieder Aufträge annehmen – zwar nach wie vor mit Abstand, Maske & Co. Natürlich sind es etwas erschwerte Bedingungen, aber die nehme ich sehr gerne in Kauf.