So unfotogen bist du wirklich
„Es tut mir so leid, ich bin sehr unfotogen“
Diesen und ähnliche Sätze höre ich als Fotografin ständig. Und widerlege sie immer!
Meine Haltung zu diesem Thema ist nämlich ganz klar – unfotogen gibt es nicht, zumindest nicht für mich.
Bin ich unfotogen?
Woher kommt dieser Selbstzweifel, diese Angst, diese Unsicherheit, auf Bilder nicht ansprechend zu wirken, sich gar als hässlich zu sehen?
Woher kommt diese Unwohlsein, sobald eine Kamera auf uns gerichtet ist?
Es sind mitunter schlechte Erfahrungen unserer Vergangenheit, das verhasste Porträt beim Schulfotografen, über das sich lustig gemacht wurde, aber auch das schreckliche Passbild, das mehr einem Fahndungsfoto ähnelt, und andere Bilder von uns, die uns zweifeln lassen und oft einen Stempel aufdrücken.
Kein Wunder also, dass die Unsicherheit sofort zurück kommt, sobald das Blitzlichtgewitter startet und wir uns unwohl fühlen in unserer Haut.
Wenn ich dir eines mit Sicherheit sagen kann, dann das es MIR genau gleich geht, wie DIR. Mich kostet es enorme Überwindung vor der Kamera zu stehen und nicht dahinter. Bilder, die von mir geschossen werden, beäuge ich kritischer als alles andere. Ich finde mindesten genauso viele Makel und schlechte Seiten an mir und kann es so sehr nachvollziehen, wie schwierig es ist, sich fallen zu lassen und sich darauf einzulassen, sobald der Fokus der Kamera auf einen gerichtet ist.
Ich bin mir aber zu 100% sicher, dass aus jedem Menschen das Beste rauszuholen ist. Gute Bilder sind nicht an der Attraktivität des Einzelnen zu messen.
Auf Bildern die Schönheit eines Menschen sichtbar zu machen bedeutet für mich,
das Innerste nach aussen zu kehren.
Und dies gelingt nur, wenn man sich wohl fühlt.
Mir als Fotografin muss es gelingen, meinem Gegenüber Sicherheit zu vermitteln, sich so zeigen zu dürfen, wie sie/er wirklich ist.
Sobald das Eis gebrochen und eine Vertrautheit spürbar ist, passiert immer ganz von selbst, was für Bilder essenziell ist. Mein Gegenüber entspannt sich, wird locker, zeigt sich mir und so gelingt es mir, die Gesten, Mimik und Ausdruck eines Menschen perfekt einzufangen.
Du bist fotogen !
Übe dich im Alltag, dein verzerrtes Selbst aufzulösen. Eine einfache Übung vor einem Shooting ist ein Handspiegel. Betrachte dich seitenverkehrt, sieh dir dabei zu, wie du dein Gesicht verzerrst, Grimassen schneidest und lächelst. So kannst du auch für dich selbst entdecken, mit welchen Gesichtsausdrücken du dich wohl fühlst.
Freunde dich mit dir selbst an und hab Vertrauen, dass auch ich als Fotografin nur das Beste aus dir herausholen möchte.
Konzentriere dich, deine Augen zu öffnen und wenig zu blinzeln, denn das sind die einzigen Momente, die wir Fotografen als absolute Herausforderung sehen, und die es schwierig machen, genügend gute Bilder für eine Auswahl zu bearbeiten.
Fokussiere dich auf deine liebsten Körperstellen anstatt deine Makel zu kaschieren.
Lass dich von mir als Fotografin anleiten und hab Vertrauen, in mich und vor allem in dich, so entstehen die schönsten Portraits. Denn du BIST fotogen!
Du bist schön!
Bestimmt ist es gerade dieser Selbstzweifel und der Schritt aus der Komfortzone mein Antreiber für mein Projekt „Abgeschminkt“, dass ich 2021 gestartet habe.
Ein mutiges Experiment, dass Frauen dazu ermuntert, sich mit sich, ihren Facetten und Anteilen auseinander zu setzten. Der Bruch mit Gewohnheiten und der pure Blick auf das eigene Selbst sind immer wieder eine besondere Erfahrung.
Mehr dazu gibt es nachzulesen bei Abgeschminkt.