Warum 1,4 kg mein Leben verändern
Mit dieser Überschrift meine ich nicht 1,4 zusätzliche kg an mir.. wobei doch, die hab ich Corona bedingt sicherlich auch (wenn nicht sogar mehr), sondern mein klitzekleines Welpenbaby namens Ronja Pippilotta. Es sind mittlerweile sogar 1,7 kg mit ganz viel kuscheligem Fell.
Tierlieb war ich immer schon. Und ich wollte immer einen Zoo haben. Am liebsten sogar mit kleinen Hängebauchschweinchen, Alpakas und Gänsen. Mein Kindheitstraum wird auch langsam wahr, denn mittlerweile haben wir einen halben HaustierZoo zu Hause. Eigentlich könnte ich die Schuld auf die Kinder schieben, denn die lieben Tiere mindestens genauso viel wie ich, aber in Wahrheit kann und will ich nicht nein sagen zu all den Tieren rund um mich.
Und so kam es, dass der Wunsch – zusätzlich zu 2 Katzen und einer Bartagame und Fischen – nach einem Hund immer größer wurde. Meine Tochter wollte eigentlich einen Dobermann, das war mir allerdings eindeutig zu groß.
Ich wollte immer einen kleinen Hund.
Im letzten Jahr habe ich mich immer wieder mit diesem Thema beschäftigt, immer wieder gegoogelt, recherchiert und gesucht, um den Wunsch dann wieder zu verwerfen. Denn eigentlich fehlt mir ganz eindeutig die Zeit, für ein weiteres Haustier.
Meine Freiheit habe ich mit dem Großwerden der Kinder wieder zurück gewonnen, warum also wieder eine zusätzliche Verpflichtung?
Doch der Wunsch blieb und wurde irgendwann so groß, dass ich mich tatsächlich nach Züchtern erkundigt habe.
Als ich dann sogar mit einer Züchterin telefoniert habe, und das erste Video von einem Welpen bekommen habe, war es um mich geschehen. Es kam wie es kommen musste, und ich besuchte die Züchterin und ihre Welpen – von diesem Tag an, war es komplett um mich geschehen.
Ich war wie im Rausch.
In meinem Kopf drehte sich alles nur noch um dieses süße kleine unschuldige Welpenbaby. Und so kam es, dass wir unsere Ronja nach weiteren 2,5 Wochen Wartezeit abholen durften.
Es war mehr als aufregend. Mein Herz war plötzlich noch größer, und ich liebte dieses kleine, flauschige Energiebündel von der ersten Sekunde an. Ich wollte sie beschützen, an meiner Seite haben und alles für ihr Glück tun.
Die ersten Tage waren natürlich unheimlich spannend. Wir mussten uns ja erst kennen lernen.
Leider wurde unser Kennenlernen nach den ersten 3 Tagen etwas getrübt. Ronja ging es nicht gut. Von den Besitzern der anderen Welpen aus Ronjas Wurf hatte ich gehört, dass sie krank waren und auch Ronja ging es zu diesem Zeitpunkt nicht besonders gut.
An diesem Tag besuchten wir zuerst unseren Tierarzt und anschließend auch noch in die Tierklinik.
Ronjas Kot wurde genau untersucht. Zu diesem Zeitpunkt durfte ich sie nicht auf den Boden lassen, musste sie wimmernd 1,5 Stunden in der Kälte tragen. Als sie dann für die Untersuchung abgeholt wurde, dachte ich, ich sehe sie nie wieder. Es ging ihr nicht gut, ich dachte ich verliere sie. Und plötzlich wurde mir bewusst wie sehr ich dieses kleine Wesen liebte.
Die Situation erinnerte mich an die Zeit mit meinen Kindern, als sie klein waren und auch ständig krank waren, mich brauchten, ich sie ewig herum getragen hatte habe. Die Angst und die Sorgen die ich hatte, erinnerten mich an ein Gefühl, dass ich längt vergessen hatte, und auch verdrängt.
Letztendlich durfte ich Ronja aus der Tierklinik wieder mit nach Hause nehmen. Ronja musste einige Medikamente nehmen, wurde engmaschig bei von der Tierärztin kontrolliert und es ging ihr langsam besser. Vier ihrer Geschwister hatten leider weniger Glück und sind verstorben.
Ronja war die Kleinste vom Wurf, aber anscheinend die größte Kämpferin.
Heute, nach fast 5 Wochen ist sie immer noch nicht ganz fit und wir besuchen den Tierarzt immer noch regelmässig um ihren Gesundheitszustand kontrollieren zu lassen.
Ganz tief im Inneren meines Herzens weiß ich aber, dass alles gut wird. Ronja ist tatsächlich ein kleines, starke Hundemädchen und wird mit meiner Unterstützung gesund werden – ich hoffe es zumindest. Für mich war diese Erfahrung allerdings wirklich furchtbar.
Mein Leben hat sich nun verändert, es dreht sich ständig um dieses kleine Energiebündel. Jede Sekunde, in der sie wach ist, muss sie beobachtet werden. Vor allem weil sie ständig irgend etwas anknabbert, alles frisst, das irgendwo herum liegt und tatsächlich nur Unfug im Kopf hat. Wie bei einem Kleinkind, nur dass sie kleiner und pelziger ist. Ach, und stubenrein ist sie natürlich auch noch nicht. Es kommt immer nach wie vor noch täglich vor, dass ich komplett nass aus der Dusche springe und den Boden von ihren Ausscheidungen reinigen muss.
Das sind auch die Momente, wo in denen ich mich kurzfristig frage: WARUM? Warum wollte ich das? Dann sieht mich Ronja mit ihrem unendlich treuen Hundeblick an und ich weiß warum. Ich kann es schwer in Worte fassen, aber sie gehört jetzt zu mir, zu uns. Den anstrengenden Part ertrage ich schon irgendwie. Denn sie gibt so viel zurück.
Wenn ich kurz von der Couch aufstehe, um in die Küche zu gehen, und sie nicht nur aufsieht, sondern sofort ans andere Ende der Couch geht, um sehen, ob ich eh nicht verschwunden bin.
Ich bin mir sicher, dass sich unser Alltag mehr und mehr einspielen wird.
Ronja wird lernen, alleine zu bleiben, aber das braucht ein wenig mehr Zeit als erhofft und funktioniert nicht auf Knopfdruck, es ist ein wenig Geduld gefragt.
Zum Glück hab ich mit meiner besten Freundin & Kollegin Anna auch eine großartige Unterstützung und Hundesitterin.
Sie liebt Ronja mindestens genauso wie ich und hat den ganz schlimmsten Termin, in die Tierklinik, begleitet und mental unterstützt.
Ohne sie würde ich es auch nicht schaffen, denn jeder Shooting Termin muss nun koordiniert werden.
Einerseits weil ich mich auf meinen Job und meine Aufgabe konzentrieren mag und andererseits weil es momentan auch noch darum geht, den Stress für das kleine Hundebaby zu minimieren.
Ich habe lange überlegt, ob ich all das öffentlich schreiben soll. Nicht nur, weil es sehr privat ist, sondern auch weil ich mir sicher bin, dass nicht alle jeder diese Gefühle nachvollziehen können kann. Denn Ronja ist ja ‘nur’ ein Hund.
Vielleicht halten mich einige für verrückt, weil ich solche Emotionen habe. Andererseits habe ich in der Zwischenzeit auch gelernt, wieviele hundeliebe Menschen es gibt. Ganz viele KundInnen haben mich in den letzten Wochen verstanden und mich bestärkt. Und deswegen schreibe ich das alles hier: einerseits weil es mir so gut tut, meine Emotionen in Worte zu fassen und nieder zuschreiben, andererseits, weil ich weiß dass es menschlich ist.
P.S.: Für all meine KundInnen die Angst vor Hunden haben, bitte macht euch keine Sorgen. Ich kann Ronja zu Hause lassen und ihr kommt nicht in Berührung mit ihr. Niemand soll sich fürchten. Ich frage diese Information auch zukünftig bei Studio-Shootings ab, damit ich niemanden mit meinem kleinen Wollknäuel negativ überrasche.